Beschreibung
Am Fachbereich Geoinformatik (Z_GIS) an der Universität Salzburg forscht das MobilityLab (https://mobilitylab.zgis.at/) an der Schnittstelle zwischen aktiver Mobilität und Geoinformatik. Im Rahmen des SINUS-Projektes beschäftigen wir uns mit der Entwicklung eines agentenbasierten Simulationsmodells für FußgängerInnen. Unser bereits existierendes Radverkehrsmodell (Kaziyeva et al., 2021) wird dabei erweitert und simuliert künftig auch Fußgängerströme in der Stadt Salzburg. Obwohl generell eine Vielzahl an Studien und Ansätzen zur Fußgängersimulation existiert, liegt deren Fokus meist auf der Modellierung von Menschenmengen, Bewegungsmustern in Innenräumen sowie Evakuierungsprozessen in Notfallsituationen (z. B. Klügl et al. 2009, Turner & Penn 2002, Durupinar et al. 2008). Zudem wird das Verhaltensspektrum der Agenten häufig auf deren bloße physische Bewegung reduziert (Zacharias, 2001). In unserem Simulationsmodell wird hingegen jeder Agent (der für EinwohnerInnen steht) in Bezug auf Aktivitäten-, Verkehrsmittel- und Routenwahl auf Basis einer umfangreichen Mobilitätserhebung, soziodemographischer Daten und räumlicher Umgebungsvariablen einen gesamten Tag lang simuliert. Daraus ergeben sich pro Agent individuelle Routen zu individuellen Zeiten, aus denen sich schließlich Fußgängerströme in hoher räumlicher (Straßenabschnitt) und zeitlicher (Minuten) Auflösung ableiten lassen. Um die Routenwahl der Agenten zwischen ihren Start- und Zielorten so realistisch wie möglich zu modellieren, fließt zudem das Konzept der Walkability mit ein. Straßensegmente mit höherer Fußgängerfreundlichkeit und –sicherheit (Walkability) werden dabei von FußgängerInnen priorisiert. Um Fußgängerverkehr gerade im innerstädtischen Bereich vollumfänglich abzubilden, werden zusätzlich zu den bestehenden Agenten (EinwohnerInnen) weitere Agenten in Form von TouristInnen simuliert. Diese Agenten unterliegen anderen Verhaltensmustern und bewegen sich daher anhand zusätzlicher Regeln durch den Raum. Es ergibt sich daraus ein räumlich und zeitlich hochauflösendes Modell, das die Frage klärt, “Wo” und “Wann” FußgängerInnen auf den Straßen unterwegs sind. Die Ergebnisse können anschließend zur Planung, Analyse und kritischer Bewertung von Fußgängerinfrastruktur- oder Baukonzepten herangezogen werden. Wird etwa ein Fußgängerbereich gesperrt, kann mit diesem Simulationsmodell ermittelt werden, wie FußgängerInnen darauf reagieren und wo mit erhöhter Ausweichverkehr zu rechnen ist. Validiert wird das Modell mit Hilfe von Referenzdaten aus Fußgängerzählstellen. Für die Umsetzung des Modelles wird die Software GAMA verwendet. Es ist geplant den Code künftig Open Source zur Verfügung zu stellen.Zeitraum | 6 Okt. 2021 |
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Ereignistitel | Österreichische Fachkonferenz für FußgängerInnen 2021 : Walk-Space |
Veranstaltungstyp | Konferenz |
Ort | Salzburg, ÖsterreichAuf Karte anzeigen |