Beschreibung
'Ad-hoc-Hypothese' wird in der wissenschaftlichen Literatur mehrdeutig verwendet. Am häufigsten wird der Ausdruck zur Bezeichnung von Hypothesen einer Theorie verwendet, die in die Theorie eingeführt wurden, um ein Ergebnis eines Experimentes, das ursprünglich der Theorie widersprach, nachträglich mit der Theorie in Einklang zu bringen. Wissenschaftstheoretisch bedeutsam wurden Untersuchungen zu ad-hoc-Hypothesen ab jener Phase in der Wissenschaftstheorie, in der vermehrt naturwissenschaftliche Theorien wissenschaftstheoretisch rekonstruiert wurden. Seit Beginn dieser Phase werden vornehmlich naturwissenschaftliche Theorien in zwei Teilen rekonstruiert (als Teil eines Forschungsprogrammes mit einem Kern und einer Peripherie). U.a. durch Anwendung des Verfahrens, Theorien in dieser Weise zweiteilig zu rekonstruieren, wurde deutlich, dass man prinzipiell jede Theorie vor einer Widerlegung durch Änderung der Peripherie der Theorie schützen kann. Seit man zu dieser Erkenntnis - sie wird oft auch 'Zweites konventionalistisches Problem' genannt - gelangt ist, stellt man sich die Frage, wann eine solche Änderung zulässig ist und wann sie es nicht mehr ist. Im Rahmen dieses Projektes sollen einige Lösungsansätze aus dem Bayesianismus, dem Kritischen Rationalismus und dem Konventionalismus zusammengenommen untersucht werden. Ziele:Im Rahmen dieses Projektes sollen durch eine Gesamtdarstellung die derzeit vorliegenden Einzelergebnisse von wissenschaftstheoretischen Untersuchungen zu ad-hoc-Hypothesen aufeinander bezogen werden. Dabei sollen drei Teilziele verfolgt werden: (1) Es soll eine einschlägige Bibliographie zum Thema erstellt werden. (2) Es soll ein derzeit vieldiskutiertes Problem auf diesem Gebiet untersucht werden: Das Problem der Bayesschen Rechtfertigung der wissenschaftstheoretischen Regel, möglichst keine ad-hoc-Hypothesen zu verwenden. (3) Es sollen die derzeit vorliegenden Einzelergebnisse so aufbereitet werden, dass sie schlussendlich in einer Gesamtdarstellung aufeinander bezogen werden können. Methode:In der neueren Literatur wird vor allem eine befriedigende Antwort auf das zweite konventionalistische Problem von Bayesianern versucht. Der Bayesinaismus ist nämlich dem Problem ausgesetzt, dass sich aus seinen intuitiv stark einleuchtenden Voraussetzungen die wissenschaftstheoretisch unannehmbare Regel ergibt, möglichst nur ad-hoc-Hypothesen bei einer Modifikation einer Theorie zu verwenden. Lösungsvorschläge zu diesem Problem sollen - wie als Teilziel (2) oben schon angegeben - im Rahmen dieses Projektes gründlich untersucht werden. Das oben kurz erläuterte zweiteilige Verfahren zur Theorienrekonstruktion scheint als Rahmen für eine Gesamtdarstellung der Ergebnisse von Untersuchungen zu ad-hoc-Hypothesen sehr gut geeignet, um diese Ergebnisse aufeinander zu beziehen. Deshalb sollen - wie oben als Teilziel (3) angegeben - die wichtigsten Vorschläge des Bayesianismus, Falsifikationismus und Konventionalismus in diesen Rahmen überführt, und so schlussendlich gegenseitig untersucht werden. Es wird dafür ein logischer und wahrscheinlichkeitstheoretischer Rahmen verwendet.Zeitraum | 1 Nov. 2010 → 31 März 2011 |
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Gehalten am | Stiftungs- und Förderungsgesellschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich |
Schlagwörter
- Forschungsprogramm
- Ad-hoc-Hypothese
- Bayesianismus