Beschreibung
Nachdem die Erforschung dialektaler und regiolektaler (Morpho-)Syntax lange Zeit – aus methodischen Gründen und auch aufgrund der Fokussierung auf andere Systemebenen (s. noch Löffler 2003: 109) – vernachlässigt worden war, gibt es seit ca. 30 Jahren ein zunehmendes Interesse und inzwischen eine sehr intensive Forschung in diesem Bereich (s. Call for Papers). Für die Dialekte und ‚Umgangssprachen‘ in Österreich haben vor allem Patocka (1997) und Scheutz (z. B. 1999, 2005) wichtige Pionierarbeiten geleistet. Intensiviert wurde die Forschung zur regionalen (Morpho-)Syntax in den vergangenen Jahren im Rahmen des SFB „Deutsch inÖsterreich“ (2016–2026). In zahlreichen Einzelstudien zu unterschiedlichen Phänomenen wurde dabei das komplexe Zusammenspiel inner- und außersprachlicher Faktoren für die Variation morphosyntaktischer Phänomene im Non-Standardbereich untersucht. Dabei zeigen sich tiefgreifende Wandeldynamiken für einzelne Phänomene (vgl. z.B. Vergeiner et al. i. Dr. oder die Beiträge in Bülow et al. 2022).
Der Vortrag will diese Befunde auf Basis aktueller Daten des SFB-Teilprojekts „Variation und Wandel dialektaler Varietäten in Österreich (in real und apparent time)“ demonstrieren und vertiefen. Dafür werden die Variation und der Wandel der (Morpho-)Syntax in den österreichischen Non-Standard-Varietäten exemplarisch anhand von drei Phänomenen genauer beleuchtet: (1) Relativsatzeinleitungen (vgl. auch Bülow et al. 2023), (2) Mehrfachnegation (vgl. auch Vergeiner & Hartinger 2022) sowie (3) die Verwendung von Perfekt vs. Präteritum bei den Verben sein und wollen (vgl. auch Vergeiner & Bülow i. Dr.). Gefragt wird, welche Faktoren für die Variation und den Wandel bei diesen Einzelphänomenen relevant sind, und welche übergreifenden Befunde sich daraus in Bezug auf die Variation und den Wandel der non-standardsprachlichen (Morpho-)Syntax in Österreich gewinnen lassen.
Unsere Ausführungen fokussieren auf den dialektnahen Bereich des Spektrums und beruhen zum einen auf einer Neuerhebung der Dialekte jüngerer wie älterer Sprecher:innen an 105 Orten in Österreich. Zum anderen stellen wir Ergebnisse aus dem Ulrichsberg-Projekt (vgl. Scheutz 1985; Bülow & Vergeiner 2021; Vergeiner et al. 2022; Wallner in Vorbereitung [2024]) vor. Dabei handelt es sich um eine soziolinguistische Tiefenbohrung, die Erkenntnisse für das gesamte Repertoire vom Basisdialekt bis zu standardnahen Registern liefert. Im Rahmen dieser real-time Panel Studie, bei der der Sprachgebrauch derselben zwölf Sprecher:innen zuerst
1975/76 und dann nochmal 2017/18 erhoben wurde (vgl. Vergeiner et al. 2022; Wallner in Vorbereitung [2024]), lassen sich die oben genannten morphosyntaktischen Phänomene ebenfalls in den Blick nehmen. Somit können Daten trianguliert werden, die eine Beobachtung des „kurzzeitdiachronischen Wandels“ (so die Formulierung im CfP) sowohl in real time als auch in apparent time zulass
Zeitraum | 23 Sept. 2024 |
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Ereignistitel | Stabilität und Dynamik in der regionalsprachlichen (Morpho-)Syntax des Deutschen: Standortbestimmungen und Zukunftsperspektiven |
Veranstaltungstyp | Konferenz |
Ort | Düsseldorf, DeutschlandAuf Karte anzeigen |
Bekanntheitsgrad | International |
Schlagwörter
- Dialektologie
- Syntax
- Dialektsyntax
- Variationslinguistik
- Soziolinguistik
- Sprachwandel
- Sprachvariation
Systematik der Wissenschaftszweige 2012
- 602 Sprach- und Literaturwissenschaften
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