Projektdetails
Beschreibung
Zeit- und grenzüberschreitendes Tanzen: Die (vergessene) Pariser Choreografin Nyota Inyoka, ihr Werk und Aspekte von Créolité
Die Inschrift
Nyota Inyoka
Chorégraphe Hindoue
1896 – 1971
auf einem Grabstein im Pariser Père Lachaise Friedhof eröffnet eine Unzahl von Fragen über die (vergessene) Pariser Choreografin Nyota Inyoka. Wer war sie? Ihr Name lässt nicht auf eine bestimmte Herkunft schließen. Ist dies ihr Künstlerinnenname? Wie mögen ihre Choreografien ausgesehen haben? Waren sie ‘indisch’ oder vielmehr die Inszenierung eines erfundenen Indischen? Was bedeutet ‘Indisch’ oder ‘Hindu’ tatsächlich in diesem Kontext? Wo waren ihre Auftrittsorte? Wer ihr Publikum, ihre Zeitgenossen? Wer trat mit ihr oder unter ihrer Regie noch auf? Und was ist schließlich ihre auktoriale und künstlerische Position im Paris des frühen 20. Jahrhunderts gewesen? Inyoka war eine französisch-indische Tänzerin und Choreografin, die in Paris lebte und wirkte und hauptsächlich dort von 1920 bis zu ihrem Tod 1971 aufgetreten ist. Offenkundig inszenierte sie in ihren eklektischen frühen Tänzen – von indisch bis ägyptisch attribuiert – eine Fiktion des Orients. Ihre Abstammung wird, wie in dieser Zeit üblich, variabel (und somit mysteriös) konstruiert, die Kritiken nennen als Herkunft Indien, Ägypten oder Persien. In den 1920er Jahren wird sie als aufsteigender Stern am Tanzhimmel mit Loïe Fuller und Isadora Duncan verglichen. In den 1930er Jahren gründet sie Frankreichs (und vielleicht Europas) erste ‘orientalische’ Ballettkompanie, die ausschließlich aus Frauen bestand [‘un ballet de jeunes filles orientales de diverses origines’] . Von 1950 bis zu ihrem Tod beschäftigte sie sich beinahe obsessiv mit der Archivierung und Notation von (ihren) Tänzen. Das Projekt zielt darauf ab, Nyota Inyokas Œuvre zu vergegenwärtigen. Unsere Analyse basiert auf drei thematischen Strängen: (1) Tanzmoderne verstanden als Plural (2) Transformationen in der Tanzpraxis in Frankreich vor und nach dem zweiten Weltkrieg (3) auktoriale Position und choreografische Artikulation von europäischen Tänzerinnen und Tänzern ‘of color’. Die wichtigsten methodischen Verfahren sind eine systematische Inventarisierung von exotifizierten Tänzerinnen und Tänzern, Archivrecherche, kritische Analyse, Bewegungsanalyse und eine praxisbasierte Erforschung von Inyokas umfangreichen Tanznotaten. Wir sind der Überzeugung, dass Nyota Inyokas Œuvre eine historische Perspektive auf zeitgenössische Fragen zur Möglichkeit des Choreografierens von kultureller Vielheit ermöglicht. In diesem Sinne erkunden wir dessen historische Signifikanz als Impuls für gegenwärtige szenische Praktiken.
Die Inschrift
Nyota Inyoka
Chorégraphe Hindoue
1896 – 1971
auf einem Grabstein im Pariser Père Lachaise Friedhof eröffnet eine Unzahl von Fragen über die (vergessene) Pariser Choreografin Nyota Inyoka. Wer war sie? Ihr Name lässt nicht auf eine bestimmte Herkunft schließen. Ist dies ihr Künstlerinnenname? Wie mögen ihre Choreografien ausgesehen haben? Waren sie ‘indisch’ oder vielmehr die Inszenierung eines erfundenen Indischen? Was bedeutet ‘Indisch’ oder ‘Hindu’ tatsächlich in diesem Kontext? Wo waren ihre Auftrittsorte? Wer ihr Publikum, ihre Zeitgenossen? Wer trat mit ihr oder unter ihrer Regie noch auf? Und was ist schließlich ihre auktoriale und künstlerische Position im Paris des frühen 20. Jahrhunderts gewesen? Inyoka war eine französisch-indische Tänzerin und Choreografin, die in Paris lebte und wirkte und hauptsächlich dort von 1920 bis zu ihrem Tod 1971 aufgetreten ist. Offenkundig inszenierte sie in ihren eklektischen frühen Tänzen – von indisch bis ägyptisch attribuiert – eine Fiktion des Orients. Ihre Abstammung wird, wie in dieser Zeit üblich, variabel (und somit mysteriös) konstruiert, die Kritiken nennen als Herkunft Indien, Ägypten oder Persien. In den 1920er Jahren wird sie als aufsteigender Stern am Tanzhimmel mit Loïe Fuller und Isadora Duncan verglichen. In den 1930er Jahren gründet sie Frankreichs (und vielleicht Europas) erste ‘orientalische’ Ballettkompanie, die ausschließlich aus Frauen bestand [‘un ballet de jeunes filles orientales de diverses origines’] . Von 1950 bis zu ihrem Tod beschäftigte sie sich beinahe obsessiv mit der Archivierung und Notation von (ihren) Tänzen. Das Projekt zielt darauf ab, Nyota Inyokas Œuvre zu vergegenwärtigen. Unsere Analyse basiert auf drei thematischen Strängen: (1) Tanzmoderne verstanden als Plural (2) Transformationen in der Tanzpraxis in Frankreich vor und nach dem zweiten Weltkrieg (3) auktoriale Position und choreografische Artikulation von europäischen Tänzerinnen und Tänzern ‘of color’. Die wichtigsten methodischen Verfahren sind eine systematische Inventarisierung von exotifizierten Tänzerinnen und Tänzern, Archivrecherche, kritische Analyse, Bewegungsanalyse und eine praxisbasierte Erforschung von Inyokas umfangreichen Tanznotaten. Wir sind der Überzeugung, dass Nyota Inyokas Œuvre eine historische Perspektive auf zeitgenössische Fragen zur Möglichkeit des Choreografierens von kultureller Vielheit ermöglicht. In diesem Sinne erkunden wir dessen historische Signifikanz als Impuls für gegenwärtige szenische Praktiken.
Status | Abgeschlossen |
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Tatsächlicher Beginn/ -es Ende | 17/06/19 → 16/12/23 |