Schwangere Frauen klagen sehr häufig über Schlafstörungen und Gedächtnisprobleme. Systematische Untersuchungen dieser Beeinträchtigungen und vor allem ihrer gegenseitigen Wechselwirkungen, sind bisher jedoch sehr selten. Angesichts vorliegender Befunde zur schlafabhängigen Gedächtniskonsolidierung gehen wir davon aus, dass die während der Schwangerschaft auftretenden Gedächtnisdefizite nicht nur mit körperlichen und hormonellen Veränderungen zusammenhängen, sondern vor allem auch durch die Veränderung der subjektiven und objektiven Schlafqualität bedingt sind. In dem geplanten Projekt werden bei 20 Frauen (18-30 Jahre) sowohl der Schlaf als auch die Hormone und die Gedächtnisleistung über einen Zeitraum von 12 Monaten längsschnittlich gemessen: (1) während der Schwangerschaft (1.-3. Trimester) und (2) nach der Schwangerschaft (3 und 6 Monate nach der Geburt). 20 gleichaltrige, nicht schwangere Frauen dienen zusätzlich als Kontrollgruppe und werden über den gleichen Zeitraum getestet. Schlafqualität und -quantität werden über die gesamten 12 Monate täglich mittels Schlaftagebüchern und Aktigraphie erhoben. Darüber hinaus werden 10 Nächte (5 Blöcke von zwei aufeinanderfolgenden Nächten über die 12 Monate hinweg), in denen auch verschiedenen Gedächtnisaufgaben durchgeführt werden, mittels ambulanter Polysomnographie (d.h., Messung der Gehirnströme, Augenbewegungen, Muskelaktivität und Herzratenvariabilität) aufgezeichnet. Zur Analyse von Sexualhormonen (Estradiol, Progesteron) und Cortisol, werden Speichelproben gesammelt. Wir erwarten eine Beeinträchtigung der subjektiven und objektiven Schlafqualität sowie der schlafabhängigen Gedächtniskonsolidierungsprozesse bei Schwangeren im Vergleich zu Nichtschwangeren und gehen davon aus, dass diese Beeinträchtigungen von Schlaf und Gedächtnis in direktem Zusammenhang zueinanderstehen. Darüber hinaus wird angenommen, dass hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft diese Zusammenhänge beeinflussen. Mit Hilfe unseres multiprofessionellen Teams aus Schlafforscher:innen und Kognitionspsycholog:innen (Kerstin Hödlmoser, Christina Plamberger), Psychoneuroendokrinolog:innen (Manfred Hallschmid, Hubert Kerschbaum, Belinda Pletzer), einer Expertin für Geburtshilfe und Gynäkologie (Sarah England) sowie einem Statistiker (Wolfgang Trutschnig), soll unser Projekt wesentlich zum Verständnis der Auswirkungen von Schlaf und hormonellen Veränderungen auf die Gedächtnisleistung während der Schwangerschaft beitragen.