Ziel: Im Zuge dieses Projekts möchten wir untersuchen, ob mütterlicher Stress während der Schwangerschaft die Mutter-Kind-Bindung und Entwicklung des Denkens im Kleinkindalter beeinflusst.
Methode und Hypothesen: Mütter werden ihrem Kind während der Schwangerschaft (von der 34. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt) 2x täglich einen Kinderreim über Lautsprecher vorspielen. Um zu untersuchen, wie das Neugeborene Informationen verarbeitet, spielen wir den Kindern im Alter von 2, 5 und 20 Wochen sowie 18 Monaten den Reim, den sie bereits vor der Geburt gehört haben, erneut zusammen mit einem neuen/unbekannten Reim vor. Die Kinder hören die Reime in der Stimme der Mutter und einer fremden Frauenstimme. Es wird vermutet, dass der bereits vor der Geburt vorgespielte Reim, sowie auch die Stimme der Mutter für Kleinkinder leichter zu verarbeiten ist. Außerdem werden Reime in unterschiedlichen Sprachen präsentiert, um zu untersuchen, ob die Sprachverarbeitung in der Muttersprache bereits in diesem frühen Alter nachweislich einfacher für das Gehirn zu verarbeiten ist. Um dies zu messen, werden elektrische Gehirnaktivitäten mittels Elektroenzephalographie erfasst. Zudem wird erhoben, wie Stress und Wohlbefinden auf Seiten der Mütter (während und um die Schwangerschaft) auf die (i) sich entwickelnde Mutter-Kind-Bindung und (ii) die Entwicklung der Denkfähigkeit des Kleinkindes auswirken.
Die Neuheit und zugleich Herausforderung des Projekts ist das sehr frühe Alter (ab 2 Wochen nach Geburt), indem Kleinkinder auf Verhaltens- aber auch Gehirnebene untersucht werden, sowie die Interdisziplinarität von Bindungs-, über Stress- bis Gehirnforschung. Hightech-EEG Kappen mit 128 Sensoren ermöglichen uns, zu erkennen, wo genau im Gehirn der Kinder die Reime verarbeitet werden und ob bedeutsame Informationen (wie z.B. ein bekannter Reim, oder die Stimme der Mutter) zusätzliche Hirnregionen aktivieren und ermöglichen, dem Gehörten besser zu folgen. Da Kinder in diesem frühen Lebensalter ständig zwischen Schlaf- und Wachphasen wechseln (selbst während des Hörens der Reime!), werden wir zudem untersuchen, ob neugeborene Kinder Informationen unterschiedlich verarbeiten, wenn sie wach sind bzw. sich in verschiedenen Schlafphasen währender der akustischen Stimulation befinden.
Zusammenfassend soll unsere Studie dabei helfen, besser zu verstehen, welchen Einfluss der zunehmende Stress in der Gesellschaft – der auch schwangere Mütter einschließt – auf Bindung und Gehirnentwicklung unseres Nachwuchses hat.
Die hauptverantwortlich involvierten Forscher sind Univ.-Prof. Manuel Schabus (Psychotherapeut & Experte für hdEEG, Schlaf- und Informationsverarbeitung bei veränderten Bewusstseinszuständen; Universität Salzburg), Dr. Peter Schernhardt (Klinischer Psychologe & Spezialist für Mutter-Kind-Interaktion und Bindung; Sozialpädiatrisches Zentrum Traunstein), MSc. Monika Angerer (Psychologin; Universität Salzburg), und Dr.med. Cristina Florea (Ärztin; Universität Salzburg).