Abstract
In vielen Gesellschaften in Europa und weltweit ist die berechtigte Sorge um “bezahlbaren Wohnraum” ein zentrales Thema, ebenso wie der damit einhergehende Prozess der armutsgetriebenen Binnenmigration, inklusive Vertreibungen durch Gentrifizierungsprozesse. Das sinkende Angebot an preislich angemessenem und nachhaltigem Wohnraum, besonders in urbanen Räumen, hat mittlerweile Dimensionen erreicht, die zu einer zunehmenden Wohnungskrise führt (Crisp et al. 2017). Dieses Phänomen betrifft nicht nur große, namhafte Städte wie London, Paris, Berlin oder München, sondern auch zunehmend kleinere und mittlere Städte, und macht auch vor österreichischen Städten nicht halt. Eine Verbindung zwischen Wohnen und Armut/Ungleichheit wird dabei zunehmend evidenter (ibid.; Dimmel et al. 2014). Auch wenn wohnraumkostenbedingte, steigende Armutsquoten inzwischen sogar Haushalte mit mittlerem Einkommen erreichen, haben diese Entwicklungen ungleich gravierendere Auswirkungen auf bereits von Armut bedrohte und betroffene untere Einkommensgruppen (Crisp et al. 2017). In diesem Zusammenhang kommt es oft zu wechselseitigen Beziehungen von sozialer Ungleichheit und Wohn- bzw. Lebensbedingungen. Häufig siedeln zudem Personengruppen, die einer ähnlichen Schicht angehören, räumlich nah beieinander. Dies kann zur sozialen und räumlichen Segregation beitragen, welche wiederum Einfluss auf die gesellschaftliche Teilhabe, Lebensqualität und Möglichkeiten, die eigene Situation zu verbessern haben, besonders für untere Einkommensgruppen. Auch wenn österreichweit diverse Maßnahmen zur Wohnunterstützung sowie sozialer Durchmischung von Wohngebieten existieren, gibt es zunehmende Veränderungen städtischer Bewohnerstrukturen zugunsten mittlerer und höherer Einkommensgruppen (Troger 2018). Der stetig steigende Bedarf an leistbaren Wohnraum wird zunehmend ungleicher gedeckt, gerade im Hinblick auf ärmere Haushalte. Wohnorte können zudem, im schlimmsten Fall, zu Orten der Ausgrenzung dieser Bevölkerungsschichten werden (Kellerhoff 2014, Lamei et al. 2015, Bauer et al. 2015; Deckl 2012).
Originalsprache | Deutsch |
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Seitenumfang | 10 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 28 Okt. 2019 |
Systematik der Wissenschaftszweige 2012
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