Gesellschaftliche Dynamiken depressiver Erkrankungen bei älteren Menschen: Eine Analyse stressbezogener Effekte in europäischen Wohlfahrtsregimen

Publikation: Buch/Bericht/GesetzeskommentarBuchForschung

Abstract

Die Studie untersucht Auswirkungen verschiedener Stressoren auf die Depressivität von Personen ab 50 Jahren aus vergleichender Perspektive. Auf Basis der Verknüpfung des Stress-Prozess Modells (Pearlin et al. 1981) mit dem Ansatz wohlfahrtsstaatlicher Regime (z.B. Esping-Andersen 1990), werden getrennte sequenzielle Regressionsmodelle für verschiedene, mittels Länderdaten und Clusteranalyse abgeleitete, Regimetypen („konservativ“, „sozialdemokratisch“, „mediterran“, „post-sozialistisch“ und „neoliberal-rudimentär“) berechnet. Als Datengrundlage dient Welle 8 des SHARE. Überprüft wird, inwiefern sich primäre Stressoren (Armut in der Kindheit, vergangene Diskriminierungserfahrungen), aktuelle Stressoren (ökonomische Belastung, Morbidität, Pflege Angehöriger) und verschiedene Stress-Mediatoren (informelle & formelle soziale Kontakte, Unterstützung, gemeinschaftliches Engagement und Kontrollüberzeugungen) auf die Depressivität der Befragten auswirken. Neben Stressoren und Mediatoren, die allgemein signifikant mit Depressivität assoziiert sind (z.B. ökonomischer Stress, Morbidität, Kontrollüberzeugungen), können auch regimespezifische Effektdynamiken beobachtet werden. In konservativen, sozialdemokratischen, post-sozialistischen und neoliberal-rudimentären Regimen ist gemeinschaftliches Engagement mit weniger ausgeprägten depressiven Symptomen verbunden, während informelle Netzwerke in mediterranen (aber auch postsozialistischen) Wohlfahrtsregimen eine größere Rolle spielen. Das Aufwachsen in armen Familien geht darüber hinaus in konservativen und post-sozialistischen Regimen mit erhöhter Depressivität im Alter einher, nicht jedoch in sozialdemokratischen, mediterranen und neoliberal-rudimentären Wohlfahrtsstaaten. Insgesamt kann gezeigt werden, dass die wohlfahrtsstaatliche Kontextualisierung des Stress-Prozesses differenzierte Wirkungspfade bezüglich psychischer Gesundheit andeutet. Dies bekräftigt die Rolle von Sozialpolitik als „Social Mediator“ (Pearlin 1987) und die Notwendigkeit weiterer sozialwissenschaftlicher Analysen hierzu. Zukünftige Forschung könnte dabei vor allem von komplexeren statistischen Verfahren (Strukturgleichungsmodelle, Mehrebenenanalysen) und Längsschnittdaten profitieren
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortWiesbaden
VerlagSpringer VS-Verlag
Seitenumfang231
Auflage1
ISBN (elektronisch)978-3-658-44016-9
ISBN (Print)978-3-658-44015-2
DOIs
PublikationsstatusVeröffentlicht - 26 März 2024

Publikationsreihe

NameBestMasters (BEST)
Herausgeber/in (Verlag)Springer VS Wiesbaden
ISSN (Druck)2625-3577
ISSN (elektronisch)2625-3615

Schlagwörter

  • Soziologie von Gesundheit und Krankheit
  • Soziologie psychischer Gesundheit
  • Stress-Prozess
  • Wohlfahrtsregime
  • Survey of Health, Aging and Retirement in Europe (SHARE)
  • Regressionsanalyse
  • Clusteranalyse

Systematik der Wissenschaftszweige 2012

  • 504 Soziologie

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